
Hof Bommersheim GbR
In der Bienig 1
61479 Glashütten – Schloßborn
mail: Info@hof-bommersheim.de
Öffnungszeiten Hofladen:
Sonntag bis Donnerstag von 09:00 bis 19:00 Uhr Selbstbedienungs-Hofladen
Freitags von 15:00 bis 18:00 Uhr (mit Bedienung)
Samstags von 10:00 bis 13:00 Uhr (mit Bedienung)
Unsere Selbstbedienungshütte hat 24 Stunden geöffnet.
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Hinter Unternehmen mit ihren Zahlen, Daten und Fakten stehen Menschen, die sie tragen. Diesen möchten wir hier eine Stimme geben, um zu wissen, was sie bewegt, warum und wie sie in und um Glashütten zusammen mit uns Zukunft gestalten möchten. In diesem Glashütten Magazin finden Sie den Anfang des Interviews mit Selina Bommersheim, die den Hof Bommersheim in Schloßborn führt, und einen Link oder einen QR-Code. Dieser leitet Sie dann direkt auf die GVG-Webseite mit dem vollständigen Interviewtext und weiteren Informationen.
Das Gespräch führten Mathias v. Bredow und Matthias Eickhoff am 5. November 2025
Du hast den Hof Bommersheim zum 1. Januar 2024 von deinem Vater übernommen. Seit wann existierte der landwirtschaftliche Betrieb?
Am jetzigen Standort In der Bienig befindet sich unser Hof seit 1960. Zuvor lag das Anwesen im Ortskern von Schloßborn unterhalb der heutigen „Schatzinsel“. Mein Großvater und mein Vater haben dort noch gewirtschaftet. Damals wurden gleich drei Höfe an den Ortsrand ausgesiedelt. Der alte Hof wurde verkauft. Mit nur wenigen Tieren erfolgte dann hierher der Umzug.
Was war deine Motivation, in nächster Generation den Familienbetrieb fortzuführen? Die Zeiten für kleinere landwirtschaftliche Betriebe sind ja eher schwieriger geworden.
Natürlich bedarf es für einen solchen Schritt einer gewissen Passion und eines Traditionsbewusstseins. Aber ich bin selbst in den Hof reingeboren und dort aufgewachsen, Das prägt einen natürlich. Mit einer landwirtschaftlichen Lehre nach meinem Fachabitur in Wirtschaft und Verwaltung habe ich einen weiteren Grundstein gelegt. 2017 habe ich darüber hinaus ein Studium in Agrarwissenschaften an der Uni Gießen begonnen, um mich zusätzlich auf das Dasein als Unternehmerin und Leiterin unseres landwirtschaftlichen Betriebs vorzubereiten. Ich habe das Studium nicht ganz zu Ende führen können, da sich der gesundheitliche Zustand meines Vaters verschlechtert hatte. Damals gab es leider noch kein duales Ausbildungssystem.
Welche Veränderungen hast du am Hof unter deiner Verantwortung vorgenommen?
Der Übergang war fließend, denn ich habe schon vor meinem Einstieg vor knapp zwei Jahren mit Einverständnis meines Vaters und in Abstimmung mit ihm einige Weichenstellungen vorgenommen. So wurde 2020 unser Hofladen eröffnet und mit dem Verkauf der Milchkühe die Milchwirtschaft des Hofes beendet. Eine Fortführung dieses Geschäftszweiges hätte die Investition in einen neuen Stall für bis zu 100 Kühen und die Einstellung von Mitarbeitern erforderlich gemacht. Dieser Weg erschien meinem Vater und mir nicht Erfolg versprechend.
Die Eröffnung des Hofladens fiel in die Zeit der Pandemie. Hat Corona den geschäftlichen Erfolg nicht gefährdet?
Im Gegenteil. In dieser Zeit kamen mehr Kunden zu uns als erwartet. Wir durften ja als Verkäufer von Lebensmitteln den Laden geöffnet halten. Den Menschen bot sich bei uns eine erheblich risikoärmere Einkaufsmöglichkeit als in den Supermärkten. Tatsächlich stieg also der Umsatz und sank erst wieder ab 2022, als Inflation, Energiepreise und Krieg in Europa die Budgets der Haushalte sinken ließen. Einige Kunden zogen dann eher wieder den Discounter vor.
Worin lagen bzw. liegen denn die typischen unternehmerischen Herausforderungen der letzten Zeit?
Neben den gestiegenen Energiekosten haben wir immer wieder mit grassierenden Tierkrankheiten zu kämpfen. Dazu zählten zum Beispiel die „Blauzungenkrankheit“ bei den Rindern, die afrikanische Schweinepest, die in der Konsequenz zur Abschaffung des Schweinebestandes in unserem Betrieb führte, und zuletzt, ganz aktuell die Vogelgrippe. Seit 1. November sind wir bei unseren ansonsten freilaufenden Hühnern zur Stallhaltung gezwungen. Wir hoffen, dass unsere Tiere gesund bleiben und wieder im Freien scharren und picken können, sobald die Beschränkungen der Seuche aufgehoben werden.
Dein Hofladen bietet ein vielseitiges Sortiment aus eigenen Produkten sowie Angebote deiner Kooperationspartner, die ebenfalls Lebensmittel direkt vom Erzeuger und mit der gleichen Unternehmensphilosophie liefern. Was können die Kunden bei dir erwerben?
Da sind zunächst unsere Produkte aus eigener Landwirtschaft. Zum Beispiel Fleisch vom Angus-Rind in allen Variationen vom Steak über Gulasch, Rouladen und Hackfleisch bis hin zu Wurstprodukten wie zum Beispiel Rindswurst, Bratwurst, Dosenwurst oder Salami, darüber hinaus Eier von unseren Weide-Hühnern. Daneben beziehen und verkaufen wir eine Reihe regionaler Produkte, unter anderem: Fleisch und Wurst vom Strohschwein, Kartoffeln, Milchprodukte von Hüttenthal, Käse von der Hofkäserei, Mehl und Brotmischungen von der Biomühle Eiling. Ferner Marmeladen, Schokoladen und Konserven. Wenn der Hofladen nicht geöffnet ist, bietet unser Automat an der Hofeinfahrt eine recht gute Auswahl unserer Produkte.
Neben dem Alten Rathaus in Oberems hast du zusätzlich einen weiteren Automaten mit euren Lebensmitteln aufgestellt. Hat sich das bewährt?
Es war die richtige Entscheidung. Denn in Oberems gibt es ja seit langem kein Lebensmittelangebot mehr. Außerdem hat der Automat ja Tag und Nacht geöffnet und deckt kurzfristig auch den Bedarf für spontane Grillpartys oder Abendessen außerhalb der Geschäftszeiten des sonstigen Einzelhandels. Gerade die Oberemser begrüßen es, wenn sie dann eine gute Lösung vor Ort haben.
Was hältst du davon, euch offiziell als „Bio-Betrieb“ zu bezeichnen?
Es wird vielleicht einige überraschen, aber wir wollen bewusst kein Bio-Betrieb sein. Unsere Philosophie ist eine konventionelle, aber naturnahe und nachhaltige Tierhaltung. Das beginnt schon bei der Behandlung unserer Rinder. Sie sind fast das ganze Jahr unterwegs auf den Schloßborner Wiesen. Die Mutterkühe bleiben länger als sonst üblich mit ihren Kälbern im Stall zusammen. Unsere Weide-Hühner genießen normalerweise freien Auslauf. Für das Düngen nutzen wir unseren Mist und pflegen einen äußerst schonenden Umgang mit Pflanzenschutzmitteln. Nachhaltigkeit bedeutet für uns auch Effizienz.
Eine zentrale Rolle in deinem Betrieb nehmen die Angus-Rinder ein. Wie groß ist denn der Bestand?
Wir haben so ca. 50 bis 55 Tiere. Etwa 20 Mutterkühe und ein Zuchtbulle sorgen für den Nachwuchs. Nach 14 Tage kommen die Rinder auf die Weide. Nach etwa zwei Jahren erfolgt die Schlachtung. Das Fleisch hat eine besonders gute Qualität, weil sich die Tiere fast das ganze Jahr über auf natürliche Weise ernähren.
Die erfolgreiche Führung eines solchen Unternehmens verlangt sehr viel Einsatz Wie schafft man das?
Zunächst muss man sich an lange Arbeitstage gewöhnen. 11 Stunden sind es eigentlich immer. Hinzu kommen bei Viehhaltung immer wieder auch mal Einsätze in der Nacht. Es braucht also vor allem viel Idealismus.
Wie wir in deinem Facebook-Account nachlesen können, lockst du ja das ganze Jahr über mit einzelnen Hof-Events Kunden aus der Region an. Was läuft da beispielsweise so an Veranstaltungen?
In der Tat, Marketing ist ein wichtiger Part für den geschäftlichen Erfolg, der Jahr für Jahr erkämpft werden muss. Es gibt mehrere Events auf unserem Hofgelände, vom Hoffest mit Hähnchengrill bis hin zum Weihnachtsmarkt, der in Kürze am 14. Dezember ab 11.00 Uhr stattfindet. Wir haben uns für dieses Ereignis wiederum vieles einfallen lassen, vor allem ein kulinarisches Angebot mit hausgemachten Würstchen vom Grill, leckeren Pommes, belgischen Waffeln und Glühwein. Blumen werden vom Gärtner Ullrich aus Schloßborn angeboten. Erwerben kann man auch Holz-Deko und handgeschnitzte Pfeifen.
Welche Pläne und Visionen hast du für die nächsten Jahre?
Da gibt es schon einige Ideen. Ob sie realisiert werden können, wird sich zeigen. Ich könnte mir vorstellen, dass hier ein kleines Dorfcafé entsteht, was auch von den Wanderern und Ausflüglern in unserer schönen Natur genutzt werden kann. Eine andere Idee wäre es, hier Kindergeburtstage u.a. mit einer Schnitzeljagd in den nahegelegenen Wald zu veranstalten. Unser Areal kann auch einige Stellplätze für Wohnmobile bieten, allerdings haben wir dafür keine gesonderte Infrastruktur. Eine zusätzliche Einnahmequelle könnten auch Pensionspferde sein, die hier ein ideales Umfeld vorfinden. Also es gibt viele Optionen und Chancen. Aber mein Lebenspartner und ich sind ja noch jung, und wir haben noch viel Zeit, die eine oder andere Idee umzusetzen.
Selina, wir danken Dir für das Gespräch und wünschen dem Hof Bommersheim weiterhin viel Erfolg!
