
Enrico Lau
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Hinter Unternehmen mit ihren Zahlen, Daten und Fakten stehen Menschen, die sie tragen. Diesen möchten wir hier eine Stimme geben, um zu wissen, was sie bewegt, warum und wie sie in und um Glashütten zusammen mit uns Zukunft gestalten möchten. In diesem Glashütten Magazin finden Sie den Anfang des Interviews mit dem KFZ-Meister Enrico Lau, und einen Link oder einen QR-Code. Dieser leitet Sie dann direkt auf die GVG-Webseite mit dem vollständigen Interviewtext und weiteren Informationen.
Das Gespräch führten Mathias v. Bredow und Matthias Eickhoff Mitte August
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Du wurdest 1981 in Sachsen geboren. Ging dein beruflicher Weg nach Abschluss der Schule bereits von Beginn an in Richtung Kraftfahrzeuge?
Das kann man durchaus so sagen. Ich habe zunächst eine Lehre als Landmaschinenmechaniker absolviert und bin dort sehr früh mit moderner Fahrzeugtechnik in Berührung gekommen.
Wie ging es dann weiter mit der Ausbildung?
Zunächst musste ich ab 1999 noch meinen Wehrdienst in Marienberg nahe der tschechischen Grenze ableisten. Die Wehrpflicht in Deutschland wurde ja erst 2010 abgeschafft. Danach zog es mich ins Rhein-Main-Gebiet. Dort arbeitete ich zunächst bei Volvo Trucks in Oberursel und dann längere Jahre bei DAF Trucks in Frankfurt. Nebenbei besuchte ich mit Erfolg die Meisterschule und war dann bei DAF als Werkstattmeister tätig.
Und dann hat es dich im Oktober 2013 von der großen Bankenmetropole in das kleine Dorf Oberems verschlagen. Wie kam es dazu?
Ich hatte schon einige Zeit damit geliebäugelt, eine eigene KFZ-Werkstatt zu betreiben. Über unterschiedliche Kanäle gelangte damals die Nachricht zu mir, dass für die Werkstatt des verstorbenen Ewald Wilde eine Nachfolge gesucht wurde. Der große Vorteil lag darin, dass die Räumlichkeiten und das Equipment bereits vorhanden waren. Es gab in der Gemeinde zudem nur wenig Konkurrenz. Auch konnte ich einen ehemaligen Mitarbeiter übernehmen. Wir konnten dann als starkes Team sofort loslegen.
Was waren deine ersten Erfahrungen in Oberems und wie fühlte sich die Selbständigkeit an?
Ich habe mich allein schon wegen der schönen Umgebung in der „Perle des Hochtaunus“ von Beginn an wohlgefühlt und die neue Freiheit als Unternehmer genossen. Die Leute waren anfangs gelegentlich noch etwas skeptisch. Das war aber völlig natürlich, denn mein Vorgänger hatte die Werkstatt lange Zeit geführt und ein entsprechendes Ansehen gehabt. Doch schon bald kamen immer mehr Aufträge, nicht nur aus der Gemeinde Glashütten, sondern auch aus angrenzenden Regionen über den Vordertaunus bis hin nach Wiesbaden.
Wie groß ist euer Team aktuell?
Wir sind drei Leute. Neben mir ist mein Mitarbeiter Marco als Geselle eine wichtige Stütze. Mit Charlotte haben wir eine engagierte Auszubildende gewonnen. Quasi nebenbei tätig ist Kalle, der bereits im Rentenalter ist und uns für ganz unterschiedliche logistische Aufgaben und Botenfahrten als wichtige Hilfe zur Verfügung steht.
(FORTSETZUNG AUS DEM GLASHÜTTEN MAGAZIN)
Wie lautet deine Firmenphilosophie? Und wo siehst du da einen Unterschied zu vielen Vertragswerksstätten?
Wenn Kunden mit einem Defekt am Auto zu mir kommen, prüfe ich immer zunächst, ob ein Austausch von Einzelteilen überhaupt erforderlich ist. Nicht selten reicht die Reparatur kleinerer gebrauchter Komponenten völlig aus, da der Rest ansonsten noch voll funktionsfähig ist. Vorschnelles Austauschen versuche ich stets zu vermeiden. So schone ch nicht nur die Ressourcen, sondern kann den Kunden auch viel Geld sparen.
Worin bestehen aus deiner Sicht die heutigen Herausforderungen an ein kleines Werkstattunternehmen?
Die Selbständigkeit fühlt sich grundsätzlich sehr gut, aber auch sehr anders an als ein Beruf im Angestelltenverhältnis an. Die Bürokratie und das Finanzamt kosten viel Arbeitszeit. Auf der anderen Seite machen die unternehmerische Verantwortung und die vielen Gestaltungsmöglichkeiten auch Spaß. Erfolgserlebnisse motivieren hier ungleich mehr.
Welches Feedback bekommst du von deinen Kunden?
Sie sind häufig erfreut und überrascht, wie preisgünstig und zugleich zuverlässig ich vor dem Hintergrund meiner Philosophie die Reparaturen anbieten kann. Vor allem schätzen sie Seriosität und Ehrlichkeit. Daraus resultiert dann auch das Vertrauen, dass ich korrekt arbeite. Wenn es tatsächlich mal eine Reklamation gibt, bringen wir das schnell in Ordnung. Geschätzt wird auch eine familiäre Atmosphäre und persönliche Gespräche beim Bringen oder Abholen des Autos.
Wie schaffst du es trotz des kleinen Teams und der festen Öffnungszeiten schnell und effektiv zu sein?
Das Geheimnis liegt zunächst in einer guten Terminplanung. Ich nehme nicht mehr Aufträge an, als ich zeitlich ohne Abstriche an der Qualität bewältigen kann. Es kann daher bei größeren Reparaturen auch mal einige Tage dauern, bis ich einen Termin vergebe Kleinere Arbeiten wie z.B. der Reifenwechsel sind zeitlich eng getaktet. Da kommt es auch etwas auf eine Termintreue seitens des Kunden an. Ganz wichtig ist ein effektives System der Ersatzteillieferung. Diese erfolgt bisweilen tagesaktuell bis zu 12mal pro Tag, Und wenn ich abends etwas bestelle ist es am nächsten Morgen da. Ich habe gute, langjährige Lieferanten.
Wie groß ist der Anteil am Erfolg durch die entsprechenden Fachkenntnisse eines Kfz-Meisters?
Es immer noch viel Expertise und Intuition gefordert. Aber die gesamte Kfz-Technik hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten grundlegend gewandelt. Ohne einen Diagnosetester kann auch der beste Automechaniker heute nicht mehr auskommen. Die großen Werkstätten arbeiten hauptsächlich damit. Ich habe ebenfalls in eine entsprechende Gerätschaft investiert, um konkurrenzfähig zu bleiben und professionelle Arbeit leisten zu können.
Stichwort Intuition. Auf einem ganz anderen Gebiet sind die klassischen Fähigkeiten wesentlich mehr gefragt. Ein zweites Geschäftsfeld von dir sind die Oldtimer. Wie bist du dazu gekommen?
Mein erstes Auto war tatsächlich ein „Trabi“, obwohl die Marke in den 1990er Jahren längst von den Westprodukten verdrängt war. Aber damals war der Trabi noch sehr billig, weil ihn kaum einer mehr haben wollte. Doch schon bald bildete sich eine Fangemeinde, auch für die anderen ostdeutschen Marken wie den Wartburg. Ich habe viele neue Freunde kennengelernt und bin so in die Oldtimer-Welt hineingewachsen.
In dieser Welt hast du dir aber schon bald als Spezialist für Reparaturen einen Namen gemacht. Dies hat sich tatsächlich zu einer zweiten Schiene deines Unternehmens entwickelt?
Ja, denn bei den Oldtimern bedarf es genauer Kenntnisse der Kfz-Technik und eben auch ein gewisses „Händchen“ Häufig erkenne ich schon am Geruch eines Oldtimers aus dem Auspuff, wo der Defekt liegt. Mein guter Ruf in der Szene führte dazu, dass ich sogar einen Trabi aus der Schweiz zur Reparatur bekommen habe.
Was hat es denn mit der Aktion „Blech und Pappe“ auf sich?
Das ist der Titel eines jährlichen, von mir mit organisierten Oldtimertreffens, das bereits zum 10. Mal auf der Wiese des Oberemser Schützenvereins stattfand und viele Oldtimer-Besitzer aus der gesamten Region anlockte. Die Wiese war wiederum proppenvoll von Oldies. Auch in den sozialen Medien findet der Event große Beachtung.
Neben deinem Firmenlogo findet sich über der Werkstatt noch ein zweites Logo mit dem rätselhaften Namen „Verfriemelt“. Kannst du das mal genauer erklären=
Ich bin auch leidenschaftlicher Bastler. Mein Hobby, das ich zusammen mit meinem Freund und Nachbarn Mike ausübe, besteht darin, kaputte Fahrzeuge überwiegend der 1950er und 1960er Jahre zu reparieren. Das ist häufig schwierig, weil es kaum noch Ersatzteile gibt. Dann müssen wir kreativ werden und „friemeln“ gemeinsam an dem Fahrzeug herum. Von daher der Name „Verfriemelt“.
Bist du in deinem Heimatort auch ehrenamtlich aktiv?
Ich bin aktiv in der Freiwilligen Feuerwehr Oberems. Darüber hinaus bin ich der Erste Vorsitzende im Feuerwehrverein. Unsere Arbeit findet auch viel Unterstützung, u.a. vom Collegium Glashütten, das unser Partner ist.
Was machst du in deiner Freizeit?
Ich fahre gerne mit dem Camper oder dem Fahrrad durch die schöne Natur oder treffe mich mit Freunden und Bekannten. Ansonsten genießen wir mit der Familie unsere Terrasse. Wegfahren oder Kinobesuche? Eher selten.
Beschreibe dich abschließend auf unsere Stichworte hin:
Charakter: Hilfsbereit, gut, offen
Tiere: Ich besitze 2 Katzen
Pflanzen: Ich habe einen „grünen Daumen“ und pflege meine Stockrosen
Gemeindebürger: Neben der Feuerwehr engagiere ich mich im GVG
Freundschaft: Mein bester Freund ist Mike
Enrico, wir danken dir für das Interview