Bürgerklause Glashütten

Schloßborner Weg 2
61479 Glashütten
fon: 06174-639626
mail: info@restaurant-buergerklause.de
web: www.restaurant-buergerklause.de

Persönlich:

Hinter Unternehmen mit ihren Zahlen, Daten und Fakten stehen Menschen, die sie tragen. Diesen möchten wir hier eine Stimme geben, um zu wissen, was sie bewegt, warum und wie sie in und um Glashütten zusammen mit uns Zukunft gestalten möchten. Im Glashütten Magazin finden Sie den Anfang des Interviews mit der Wirtin, und ein Link oder ein QR-Code, leiten Sie direkt auf die GVG-Webseite mit dem vollständigen Interviewtext und weiteren Informationen.

Das Gespräch führten Mathias v. Bredow und Matthias Eickhoff Ende April 

Herzliche Bitte: Schreiben Sie uns, wie Ihnen Idee und Konzept gefallen, welche Vorschläge und Wünsche Sie haben. Wir freuen uns darauf!

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Nicht nur die Bürgerklause, sondern auch ihre Wirtin sind in Glashütten eine feste Institution. Warum ist die Gemeinde für dein Leben und deine Arbeit wichtig?

Ich lebe und arbeite hier seit 16 Jahren, und mein Sohn ist hier groß geworden. Glashütten ist für meine Familie und mich nach Kroatien zur zweiten Heimat geworden. Ich habe in dieser Zeit zahlreiche Freunde im Ort gewonnen und die menschlichen Kontakte und die hiesige Gemeinschaft besonders schätzen gelernt. 

Auf welche Weise hat dich dein Weg nach Deutschland geführt und wie es dir gelungen, hier ein zweites Leben aufzubauen?

Wie viele meiner Landsleute musste ich 1989 vor dem Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien fliehen. Mein Heimatort lag in dem besonders umkämpften Grenzgebiet zwischen Bosnien und Kroatien. In Deutschland habe ich Schutz gefunden und den Flüchtlingsstatus erhalten. Nach dem Ende des Krieges lief meine Aufenthaltsgenehmigung allerdings ab; es drohte die Abschiebung. Um im Land bleiben zu können, habe ich den Sprung ins Unternehmertum gewagt. Als „Fremdinvestorin“ erhielt ich nach 5 Jahres ein dauerhaftes Bleiberecht in Deutschland.

Der Weg in eine erfolgreiche Selbständigkeit war sicherlich zunächst beschwerlich. Welche Hindernisse musstest du zuvor noch bewältigen?

Ursprünglich wollte ich hier studieren, aber mein Abitur wurde nicht anerkannt. Ich bin dann tatsächlich noch einmal zur Schule gegangen, zur Fachoberschule für Mode und Bekleidung. Das war recht teuer, so dass ich nebenbei als Kellnerin gearbeitet habe. Danach fand ich eine Beschäftigung in einem Geschäft für Brautbekleidung. Und dann habe ich eine Anstellung als Restaurantchefin im 4-Sterne-Hotel Mikador in Niedernhausen bekommen. 

Auf welche Weise wolltest du dich selbständig machen? Und war das nicht sehr schwierig ohne das notwendige Eigenkapital?

Es hat in der Tat viel Geduld und Überzeugungskraft gekostet, von der Bank einen Startkredit zu erhalten. Denn ich wollte ein Niederjosbach das Gasthaus „Zum grünen Tal“ übernehmen. Da sind die Geldinstitute besonders zurückhaltend. Ich hatte nur wenig Finanzmittel und habe daher zusammen mit meinem Mann viel Eigenarbeit geleistet, um das Restaurant äußerlich auf Vordermann zu bringen. Am Eröffnungstag war ich sehr glücklich. Es herrschte unerwartet großer Andrang von Gästen.

Wie hast du eigentlich deinen Mann kennengelernt?

Ich kannte ihn schon aus meiner Kindheit. Die Liebe kam viel später. Ich traf ihn in Deutschland wieder, nachdem ich ihn über den Suchdienst des Roten Kreuz gefunden hatte und erfolgreich aus dem Krieg rausgeholt habe. Gemeinsam haben wir unser Schicksal gemeistert. Damals wurde mir klar, dass dies der Mann für mein Leben sein würde. Wir haben dann geheiratet.

(FORTSETZUNG AUS GLASHÜTTEN MAGAZIN)

Wann bist du von Niederjosbach nach Glashütten gekommen und wie war das mit der Übernahme der Bürgerklause?

Im Jahr 2009 wurde eine neue Betreiberin für die Bürgerklause gesucht. Das Restaurant war ein beliebter Treffpunkt für die Glashüttener. Die Gäste kamen nicht nur privat, sondern auch Vereine oder Kommunalpolitiker nutzten die Räumlichkeiten. Da habe ich ein gutes Potenzial für meinen Mann und mich gesehen und mich zur Annahme des Angebots auf Übernahme entschlossen.

Wie waren deine ersten Erfahrungen mit der Bürgerklause?

Das Restaurant war eine Institution in Glashütten, und meine Vorgängerin Frau Kessler war im Ort integriert und angesehen. Da war es völlig normal, dass es anfangs seitens der Bürger eine gewisse Skepsis gab, ob ich als neue Betreiberin der Aufgabe ebenso gerecht werden würde. Viele Gäste kamen erst einmal nur vorbei um zu gucken. Mit der Zeit erhielt ich aber immer mehr Zuspruch und konnte mich allmählich etablieren.

Wie ist es dir gelungen, dich in die „Glashüttener Gesellschaft“ zu integrieren? 

Eine wichtige Rolle spielen die traditionellen Sitzungen des Karnevalvereins. Der Weg dorthin wurde mir von den sogenannten „Mittwochsweibern“ geebnet – 10 ältere und in der Gemeinde einflussreiche Damen, die sich regelmäßig mittwochs trafen. Um nicht nur Gast zu sein, sondern mich auch aktiv in die Sitzungen einzubringen, fragte ich an, ob ein Gesangsbeitrag von mir im Rahmenprogramm willkommen sei. Ich freute mich über das Okay der Organisatoren und habe das bekannte Lied „Don’t cry for me Argentina“ gesungen, das nach dem frühzeitigen Tod von Evita Peron, der im Volk verehrten Gattin des damaligen argentinischen Präsidenten, komponiert wurde. Das war der Einstieg.

Damit kommen wir zu einem der wichtigsten Teile deines Lebens – der Musik. Wie bist du überhaupt dazu gekommen, die Veranstaltung mit deiner Singstimme zu bereichern?

Die Wurzeln hierfür liegen lange zurück. Musik war bereits Teil meines ersten Lebens im ehemaligen Jugoslawien. Ich hatte schon als Kind aufgrund meiner musikalischen Begabung Gesangsunterricht. Doch Bürgerkrieg, Flucht und Neuanfang in Deutschland haben dazu geführt, dass diese musikalische Ader in der Öffentlichkeit zunächst nicht weiter zum Durchbruch gelangte. Doch privat habe ich die alten Lieder meiner Heimat weiter gesungen und daraus viel Kraft und Trost geschöpft. Mein Repertoire habe ich dann in all den Jahren erweitert und schließlich auch international bekannte Stücke gesungen. 

Du wurdest dann also zur „singenden Wirtin“. Das war für Glashütten etwas Neues und auch Schönes. Wie hast du dieses außerordentliche Talent in den Folgejahren nach außen getragen?

Die Begegnung mit zwei Menschen waren für meine musikalischen Aktivitäten wegweisend: Der eine ist der Kommunalpolitiker Lutz Riehl, der selbst die Musik als zweiten Lebensinhalt für sich entdeckt hat. Mit ihm habe ich bei den Karnevalsitzungen im Duett gesungen, beispielsweise das „Phantom der Oper“ und „Tanz der Vampire“. Regelmäßig singen wir auch bei der Glashüttener Waldweihnacht. Mit ihm zusammen habe ich auch im Jahre 2013 mein erstes Musikfestival auf die Beine gestellt, das auf dem Außengelände der Bürgerklause stattfand und viele Menschen auch von außerhalb der Gemeinde angezogen hat.

Was kennzeichnete die Veranstaltung und ihr Musikprogramm? Und welche zweite Begegnung war für dich bahnbrechend?

Zusammen mit Lutz habe ich eine breite Palette von sehr unterschiedlicher Musik geboten. Ich konnte dann auch einen Kinderchor ins Leben rufen, der das Programm weiter anreicherte. Wir haben eine Reihe von Kinderliedern gesungen und beim Publikum viel Beifall erhalten. Voraussetzung für das akustische Gelingen des Musikfestivals als Outdoor-Aktion war die Mitwirkung und Unterstützung durch den Tontechniker Jakob Linhard. Bei Regenwetter sind wir auf den Bürgersaal mit seiner großen Bühne ausgewichen.

Das Musikfestival war einige Jahre lang ein Erfolgsschlager. Warum wurde es am Ende nicht zum regelmäßigen jährlichen Event?

Es waren vor allem zwei Gründe: Im Frühjahr 2020 kam Corona. Größere Veranstaltungen waren auch im Folgejahr nicht möglich. 2021 organisierte aber ersatzweise ich ein Online-Musikfestival mit Karin Jäger als Co-Moderatorin im leeren Bürgersaal. Die Veranstaltung wurde für alle Fans im Live Stream übertragen. Als die Pandemie überwunden war, kam der Umbau der Bürgerklause, der länger als erwartet dauerte. Es waren keine Veranstaltungen mehr möglich.

Damit kommen wir noch einmal zurück zur Bürgerklause und zum gastronomischen Inhalt deiner Lebensgeschichte. Was kennzeichnet dein Restaurant heute?

Durch den Umbau erhielt die Bürgerklause zusätzlichen Auftrieb. Der überdachte Bereich mit Windschutzwänden erweitert in den wärmeren Monaten unsere Fläche und bietet auch bei unsicherer Witterung Platz für ein gemütliches Abendessen. Besonders wichtig war auch die Erneuerung des Küchenbereichs. Dies ist unheimlich wichtig, denn mein Mann ist ein fantastischer Koch und hat nun noch bessere Möglichkeiten, sein Können umzusetzen. Die Gäste kommen vor allem auch wegen des schmackhaften Essens.

Was bietet eure Speisekarte? Was sind die Schwerpunkte?

Obenan steht bei uns die gesunde Ernährung, was bei hervorragenden Zutaten beginnt. Unsere Küche ist überwiegend deutsch und sehr bodenständig. Wir bevorzugen saisonale und regionale Gerichte wie Kartoffeln mit grüner Sauce, Eintöpfe, Steaks und Schnitzel. Sehr begehrt ist auch unser Avocado-Tartar. Es gibt darüber hinaus ein Angebot für Kinder oder den kleinen Appetit. Natürlich haben wir auch Gerichte aus der kroatischen Küche meiner Heimat auf der Karte.

Viele Gaststätten haben mit fehlendem Personal zu kämpfen. Wie schaffst du es, den Betrieb auch für größere Gruppen und Gesellschaften aufrecht zu erhalten?

Für die Gewinnung von Servicekräften ist vor allem der Ruf vor Ort mit entscheidend. Die meisten Angestellten kommen aus der Gemeinde. Es sind Kleinigkeiten, aber eigentlich auch Selbstverständlichkeiten, die ein Familienbetrieb wie der unsere beachten sollte: Neben einem positivem Arbeitsklima ist natürlich eine gute Bezahlung zentral. Manchmal sind es Details. Zum Beispiel teilen wir alle Trinkgelder einer Schicht auf alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf. Das schafft Motivation.

Was ist dein Motto, wenn du auf dein bisheriges Leben zurückblickst?

Durch den Bürgerkrieg in Jugoslawien wurde ich aus meiner bisherigen Existenz herausgerissen. Der Anfang in Deutschland war schwer. Doch heute kann ich voller Stolz sagen; Ich habe mir mein Leben wieder zurückgeholt und fühle mich glücklich. Und das ist auch mein Antrieb, anderen Menschen ein gutes Gefühl zu vermitteln, sei es durch meine Musik oder den Genuss unseres Essens.

Jetzt kommen wir zum Schluss und bitten dich um fünf Wort- oder Satzergänzungen.

In Zukunft möchte ich… gesund und zufrieden sein

Kreativität… ist ein wichtiger Teil meines Lebens

Herausforderungen bedeuten für mich… tun

Musik… ist ein wichtiger Teil in meinem Leben

In Glashütten bin ich besonders gerne… weil Luft und Trinkwasser sauber sind.

Herzlichen Dank und weiterhin alles Gute!